Autoren und Zeitmanagement
Wer, so wie ich, sich nicht nur als Blogger mit Literatur beschäftigt, sondern auch eigene literarische und künstlerische und was weiß ich noch was für Projekte verfolgt, wird es kennen. Die Zeit reicht nicht. Vorne und hinten nicht. Und wenn man zudem auch noch versucht, den Anforderungen, die an ein soziales Wesen gestellt werden, nachzukommen und obendrein hier und dort Geld hinzu verdienen muss, weil Literatur und Kunst alleine bisher nicht genügend abwerfen, dann wird man den eigenen Ansprüchen, Erwartungen und dem eigenen Ideal in Hinblick auf literarische und sonstige Produktion nicht gerecht. Man ärgert sich, ist frustriert und kann doch nichts daran ändern. Es dauert eben alles so lange, wie es dauert. Jeder arbeitet und schreibt unter den individuell gegebenen Umständen. Da gibt es auch keinen Grund, sich zu beklagen. Es wird sicher für etwas gut sein.
Doch das Problem bleibt: Wann soll man das alles machen, was man machen will?
Weil im Zweifelsfall das Arbeiten an den literarischen Projekten dringlicher erscheint als das Bloggen und die wenige freie Zeit in Anspruch nimmt, sind die Beitragsposts auf diesem Blog momentan nicht besonders hochfrequent. Dafür gibt es gute Gründe. Derzeit sitze ich z. B. an einem Exposé, um für ein Buch einen passenden Verlag zu finden, arbeite an einem Roman in zwei Büchern, bereite mehrere kleinere Publikationen vor und bin gleichzeitig auf der Suche nach geeigneten Schauspielern, um ein von mir geschriebenes Theaterstück zu inszenieren. Daneben gibt es dann noch Broterwerb und Familie sowie bescheidene musikalische Ambitionen. Und irgendwo – so weit wie möglich in den Hintergrund meines Bewusstseins verdrängt, wartet eine Doktorarbeit, die geschrieben werden möchte, bevor der Doktorvater sich an mich erinnert und auf die Idee kommt, nach dem Stand der Dinge zu fragen… Bei diesem Wust, der noch nicht einmal alles ist, was aufzuzählen wäre, wundert es nicht, dass es hier momentan nicht gerade Beiträge hagelt.
Das ist aber auch gar nicht schlimm. Denn erstens ist indieautor nicht unbedingt als klassisches Blog konzipiert, auf dem es täglich oder jeden zweiten Tag einen neuen Post geben muss; lieber Klasse statt Masse oder – ein Motto des guten, alten Gauß – „Pauca sed matura“ („Weniges, aber Reifes“). Natürlich, was ich eigentlich idealerweise anstrebe, ist „Multa nec immatura“ („Viel, aber nicht Unreifes“), und dahingehend versuche ich mich noch besser zu organisieren. Es wird mir sicher gelingen – ich bitte um etwas Geduld. indieautor versteht sich als wachsendes Literaturportal, das mit der Zeit umfassend genug geworden sein möchte, um Autoren einen guten Überblick und die wichtigsten Informationen über alle möglichen Bereiche des Schreibens geben zu können. Zweitens sind im Hintergrund, während auf der Oberfläche des Blogs möglicherweise gerade nicht viel geschieht, durchaus immer viele Dinge und Prozesse in Gang, von denen Besucher des Blogs in Zukunft profitieren sollen – neue Ideen, neue Rubriken, Recherche und Lektüre.
Und trotzdem bleibt das Gefühl, nicht einmal die Hälfte von dem zu schaffen, was man vorhat.
Wie ist es bei euch?
Wie kommt ihr mit euren Projekten voran? Was behindert euer Schreiben? Was begünstigt es? Wie habt Ihr euch und euren Alltag strukturiert, um auch größere Projekte zu bewältigen, an denen man eigentlich tagtäglich mehrere Stunden arbeiten muss? Zu welchen Tages- oder Nachtzeiten arbeitet ihr bevorzugt oder notgedrungen? Was möchtet ihr mit eurem Schreiben erreichen? Habt ihr Erfahrungen mit Verlagen und Agenturen; wenn ja, welche? Wie reagiert das Umfeld auf die Tatsache, dass ihr schreibt? Habt ihr Probleme, gegenüber anderen (oder gar euch selbst gegenüber) zu vertreten, dass euer Schreiben eine ernstzunehmende Angelegenheit ist? Sucht ihr den Austausch mit anderen oder schreibt ihr lieber für euch allein? Was ist es, das euch zum Schreiben bringt oder gebracht hat? Habt ihr es eurer Meinung nach schon in Worten einfangen können? Wie lässt sich das Arbeiten bei euch vereinbaren mit Beruf, Familie, sonstigen sozialen Kontakten? Gibt es bei euch so etwas wie Arbeits- und Zeitpläne, nach denen Ihr euch richtet?
Ich gebe zu: ich habe letzteres in der Vergangenheit schon des Öfteren probiert, um alles in den viel zu kurzen Tagen und Wochen unterzubringen sowie meinem Hang zum Verzetteln entgegenzuwirken. Es hat aber nie funktioniert. Ich bin wohl einfach nicht der Typ für strikte Vorgaben – auch wenn mir das Aufstellen solcher Pläne immer großen Spaß gemacht hat. Ich finde solche Pläne toll, weil auf dem Papier funktioniert, was in der Praxis unmöglich scheint. Weiß der Geier, was das psychologisch über mich aussagt.
Wie gerne hätte ich einen Tagesablauf ähnlich dem Zeitplan, der von Benjamin Franklin überliefert ist.

Natürlich, die Zeiten wären bei mir idealerweise jeweils etwas nach hinten versetzt und auch auf das Beten zum Allmächtigen würde ich persönlich verzichten, aber ansonsten erscheint mir das eine gute Art, den Tag zu gestalten… Wenn man sonst nichts zu tun hat. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Nur die wenigsten von uns dürften so frei und privilegiert in ihrer Zeiteinteilung sein, wie es allem Anschein nach bei Herrn Franklin gewesen sein mag. Und auch ist nicht jede in der zeitlich komfortablen Situation wie dazumal Joanne K. Rowling, die ihre erwerbslose Zeit ganz ihrem Schreiben widmen konnte – eine traumhafte Situation, die einen traumhaften Erfolg möglich machte. Das letzte ist natürlich Quatsch, weil es als alleinerziehende Mutter, die von Sozialhilfe lebte, sicher auch kein Zuckerschlecken gewesen ist…
Jedenfalls: Ich möchte etwas über die Umstände anderer Schreibender in Erfahrung bringen, um in der neuen Rubrik „Autorenleben“ einen Querschnitt der verschiedenen literarischen Lebensformen vorstellen und einen kleinen Einblick dahingehend geben zu können, unter welchen (zum Teil widrigen) Bedingungen Autorinnen und Autoren an ihren Büchern und Texten arbeiten.
Betrachtet die Fragen oben als Anregungen für all das, was euch zu eurem Leben als Autorin oder Autor einfällt; denn es könnten natürlich noch viel mehr Fragen gestellt werden. Ich freue mich über rege Beteiligung – entweder direkt als Kommentar oder per Mail an antongoldberg(at)gmx.net.
All dies, was Du hier so beschreibst, kenne auch ich sehr gut! :-) Gerade eben ganz frisch auch einen wordpressblog erstellt, weil Dein Blog ein Anreiz war und ich nun probieren will mich in der Bloggerwelt zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen. Noch wirkt alles wie ein Irrgarten :-D und eigentlich schreibe ich auch gerade am nächsten Buch. Meistens fällt die Schreiberei und das „Autorenleben“ aufs Wochenende oder den Urlaub. In der Woche will der Lebensunterhalt finanziert werden, da die Bücher noch nicht so viel einbringen. Ja, einen Verlag würde ich auch gern suchen und finden *träum* Ich überlege immer dann, wenn ich Zeit und Kraft habe für die Schreiberei: Was liegt an? Worin liegt meine Motivation heute? Zeichnung? Film? Weiterschreiben? Beiträge für Blog oder Facebook? Oder probiere ich ganz was Neues aus? Alles nicht so einfach! Aber frei nach dem Motto: Niemals aufgeben, einfach irgendwie weitermachen und wenns nur in kleinen Schritten ist :-) Beste Grüße sendet Krimitante Lydia
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Hi Lydia,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Das mit dem eigenen Blog ist doch eine gute Idee! Meinen Blog indieautor betreibe ich auch erst seit ein paar Monaten, und ich bin schon auf eine Menge netter Leute und interessanter Seiten gestoßen. Bis jetzt waren die Kontakte mit anderen Bloggern eigentlich durchweg positiv. Wahrscheinlich ist die Buch- und Literaturblogosphäre ja auch eine überwiegend ausgesprochen höfliche Szene… ;)
Freut mich jedenfalls, dass Du auf meine Seite gefunden hast und Dich das motivieren konnte, was eigenes in der Richtung zu starten. Ich werde mir Dein Blog direkt mal anschauen.
Herzlichen Gruß,
Anton
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