Manchmal ist es schwierig, den nächsten Satz zu schreiben. Denn dieser Satz entscheidet über so vieles, was im Folgenden passieren wird. Dieser Satz entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des gesamten Werkes. Und davon hängt Ihre weitere Karriere als Autorin oder Autor ab. Denkt man zumindest. Das ist so entmutigend, dass Sie besser über diese Problematik twittern sollten oder auf Facebook posten, um Ihre Gefühle mit allen zu teilen und Trost und Zuspruch zu erhalten. Oder Sie können auch einen ganzen Blogbeitrag darüber schreiben, so wie ich. Das wirkt sehr befreiend. Wenn Sie schon dabei sind, könnten Sie sich auch mal bei Instagram anmelden und bei Pinterest registrieren, um zu sehen, was da so los ist. Vielleicht wird es Ihnen beim Aufbau Ihrer Autorenkarriere von Nutzen sein. Mit Sicherheit.
Und schon ist der Vormittag um.
Dies ist der ständige Kampf, dem sich alle Schriftsteller stellen müssen. Nicht nur die winkende Ablenkung des Internets, sondern alles andere im Leben, was uns vom Schreiben abbringen kann. Manchmal erscheint alles verlockender, als diesen einen nächsten und schicksalsentscheidenden Satz zu schreiben. Wie also überwinden wir die Ablenkung und beenden diesen Roman? Vielleicht hilft schon alleine diese Einsicht: Kein einzelner Satz wird über Ihre Karriere als Schriftstellerin oder Schriftsteller entscheiden.
Für diejenigen, denen damit noch nicht ausreichend geholfen ist, gibt es im Folgenden noch ein paar Ideen, die helfen könnten.
Setzen Sie sich schriftlich Ziele
Das ist sicher ein sehr naheliegendes und wenig innovatives Mittel, aber es könnte für Sie funktionieren. Diese Ziele müssen nicht unbedingt so definitiv sein wie »Ich werde meinen Roman nächsten Monat fertigstellen«; es können einfache und leichter überschaubare Ziele sein. Wie wäre es mit: »Ich werde jeden Tag eine Seite schreiben«? Oder vielleicht: »Ich werde jeden Tag zwei Absätze schreiben«. Oder sogar: »Ich werde ein Kapitel pro Woche schreiben«. Sie brauchen nur etwas, das Sie am Schreiben hält. Etwas, nach dem Sie streben können. Ernest Hemingway schrieb bekanntlich nur etwa 500 Wörter pro Tag. Aber er schrieb jeden Tag. Es funktionierte.
Schreiben auch Sie jeden Tag. Es wird einen Unterschied machen.
Verstecken Sie Ihr Projekt nicht
Das Problem mit der Ablenkung des Internets ist, dass es bei den meisten genau an dem Gerät zugänglich ist, an dem sie schreiben. Aber es gibt einige Tricks, die Ihnen helfen können, Ihr Romanprojekt in den Vordergrund zu stellen und auf das Internet-Bling-Bling (zumindest eine Zeitlang) zu verzichten.
Im Wesentlichen ist es sehr nützlich, das Manuskript jederzeit auf dem Bildschirm zu haben, um sich ständig an dieses Projekt zu erinnern und sich zum Schreiben zu zwingen. Wenn Sie Ihr Manuskript immer in einem Ordner auf unterer Ebene verstaut haben, können Sie es leicht vergessen. Wenn stattdessen jedes Mal, wenn Sie Ihren Computer hochfahren, dort das Manuskript nachgerade darauf wartet und darum bettelt, weitergeschrieben zu werden, werden Sie diesem Druck wahrscheinlich leichter nachgeben. Vielleicht lesen Sie einfach den letzten Satz, den Sie geschrieben haben, bekommen eine Idee und machen weiter.
Hören Sie zur richtigen Zeit auf
Das beste Mittel, um mögliche Ablenkungen auszublenden, ist, in einen Schreibfluss zu geraten. Am anfälligsten für Ablenkungen ist man in Momenten einer Schreibblockade. Wenn ich keine Idee für den nächsten Satz, den nächsten Moment, die nächste Beschreibung oder die nächste Szene habe, dann finde ich meinen Geist wandernd, und ich sage mir, dass ich zu dieser Stelle oder zum Schreiben selbst zurückkommen werde, wenn ich eine gute Idee habe. An diesem Punkt habe ich verloren, und die Ablenkungen werden mich mit Sicherheit in ihren Bann schlagen. Es gilt also, nach besten Kräften einen Schreibfluss zu erzeugen und diesen aufrechtzuerhalten.
Ein bekannter Tipp diesbezüglich besteht darin, an einem Punkt mit dem Schreiben aufzuhören, an dem man genau weiß, was als nächstes passieren soll, anstatt all dies ›auszuschreiben‹ und danach die Schreibeinheit zu beenden. Der Nutzen dürfte klar sein: Wenn man bereits weiß, was als nächstes passieren soll, wird es bei der nächsten Schreibeinheit leicht sein, an das bereits Geschriebene anzuschließen und die noch nicht umgesetzten Ideen zu realisieren. Wenn man beim letzten Mal alle vorhandenen Ideen bereits umgesetzt und ausgeschrieben hat, beginnt man beim nächsten Mal ohne konkrete Vorstellung darüber, wie es weitergehen soll – was die Wiederaufnahme des Schreibens erschwert.
Ich habe gemischte Gefühle bei dieser Technik. Auf der einen Seite ist diese Methode sehr sinnvoll. Wenn Sie bereits eine Idee im Kopf haben, können Sie sofort loslegen. Es fällt mir jedoch schwer, diese Methode pauschal für jede Schriftstellerin oder jeden Schriftsteller zu empfehlen. Für manche mag es besser sein, den vorhandenen Schwung zu nutzen und Ideen bereits umzusetzen, sobald sie sich einstellen, anstatt diese absichtlich zurückzuhalten. Vielleicht besteht die Kunst darin, wenigstens einen Satz übrig zu lassen, den man beim nächsten Mal unmittelbar schreiben kann, um wieder in den Schreibfluss zu gelangen.
Kappen Sie das Internet
Das ist die einfachste Taktik, aber sie kann die erfolgreichste sein. Einen Schreiburlaub zu nehmen, irgendwo hinzugehen oder hinzufahren, wo es keinen Internetanschluss gibt, und einen Tag oder zwei Tage oder drei Tage durchgängig an Ihrem Projekt zu arbeiten, ohne abgelenkt zu werden, könnte Ihnen helfen, diesen Roman endlich fertigzustellen. Wenn Sie nicht die Zeit haben, dies zu tun, können Sie auch tatsächlich Ihren Computer einfach vom Internet trennen. Das geht. Dieses extreme Vorgehen setzt natürlich voraus, dass Sie die Recherchephase abgeschlossen und alle nötigen Hintergrundinformationen bereits gesammelt haben. Im Grunde ist es traurig, dass man solche radikalen Schritte in Erwägung ziehen muss; aber wir Menschen sind nun einmal überwiegend willensschwach und den Verlockungen der schönen neuen Welt mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert. Unsere Psyche ist eine Festung mit offenem Einfallstor und heruntergelassener Zugbrücke.
Schreiben Sie einen belanglosen Satz
Manchmal wollen wir nicht weiter schreiben, weil wir keine Ahnung haben, was als nächstes passieren wird. Aber anstatt sich auf das größere Handlungsfeld zu konzentrieren, machen Sie vielleicht einfach einen Babyschritt. Schreiben Sie noch einen weiteren Satz. Irgendeinen. Beschreiben Sie ein Objekt im Raum. Lassen Sie die Figur einen Schritt vorwärts gehen. Lassen Sie die Tür durch einen Windzug klappern. Schreiben Sie einfach etwas, um mehr Wörter auf die Seite zu bringen. Sie werden vielleicht feststellen, dass Sie am Ende dieses Satzes eine Idee für einen anderen Satz haben. Dann noch eine. Und dann, ehe Sie sich versehen, bewegt sich Ihre Figur, es geschehen Dinge, und Sie schreiben wieder. Das funktioniert vielleicht nicht immer, und vielleicht ist das, was Sie am Ende schreiben, nicht gut, aber was kann es schaden? Alles, was überflüssig oder nicht wirklich gelungen ist, können Sie später in der Überarbeitungsphase wieder herausstreichen. Hauptsache, Sie schreiben.
Lesen Sie dazu auch die verschiedenen Techniken, die man als Autorin bzw. Autor nutzen kann, um schnell ins Schreiben zu finden, in dem Beitrag „8 Schritte, ein Buch zu beginnen und zu beenden“.