0. Einleitende Bemerkungen
Dies ist der einleitende Teil einer neuen Reihe auf indieautor, die sich mit den Voraussetzungen erfolgreichen Schreibens auseinandersetzen möchte. Eine solche Reihe scheint mir sinnvoll zu sein, um eventuell zu einer Klärung der Gedanken mancher beitragen zu können. Wenn die Reihe das erfüllen sollte, wäre viel erreicht. Wie man auch dem Beitrag „Unverlangte Manuskripte. Warum Verlage (k)eine Absage erteilen“ entnehmen kann, hegen unzählige HobbyschriftstellerInnen den Traum, mit dem eigenen Schreiben zu reüssieren und schließlich irgendwann davon leben zu können. Das ist verständlich, denn ein solches Leben stellen sich die meisten sicher angenehm und bequem vor. Das kann zu guter Letzt sogar mehr oder weniger zutreffend sein; aber der Weg dahin ist in den allermeisten Fällen sicher alles andere als einfach und problemlos.
Der oben genannte Beitrag zu den unverlangt eingesandten Manuskripten zeigt durch seinen für dieses Blog bisher absoluten Rekord von 498 Aufrufen an nur einem einzigen Tag (20.12.2015) zudem, dass ein reges Interesse daran besteht zu erfahren, auf welche Weise man die Chancen auf eine erfolgreiche Veröffentlichung erhöhen kann. Während sich jener Beitrag mit der Veröffentlichung durch renommierte Verlage beschäftigt, geht es in der geplanten Reihe um die Voraussetzungen erfolgreichen Schreibens und Veröffentlichens allgemein, was auch und vor allem das Selfpublishing miteinschließt.
Zugleich ist es so, dass man sich mit der Behandlung dieser Thematik auf heikles Terrain begibt, da man hier nun auch in besonderem Maße die Bereiche von Talent und persönlicher Begabung ansprechen muss, wodurch man manchem vermutlich vor den Kopf stößt. Autorinnen und Autoren sind fast immer höchst sensible Wesen. Als ich – ziemlich zu Beginn der Aktivitäten von indieautor – den Beitrag „Allgemeine Antwort an Schriftsteller oder solche, die es werden wollen“ veröffentlichte, hatte das zur Folge, dass dieses Blog von einem Tag auf den anderen 66 Follower verloren hat. Ich wollte das zuerst gar nicht glauben und dachte an irgendeinen Fehler im System WordPress, weil es mir vollkommen unwahrscheinlich vorkam – doch es war tatsächlich so. Von knapp 90 damaligen Followern haben im Zuge der Veröffentlichung dieses Beitrags gleichzeitig am selben Tag zwei Drittel ihr Abonnentment gekündigt. Und dabei stammte der Beitrag hauptsächlich noch nicht einmal von mir, sondern ich habe beinahe in Gänze einen Text vom Kollegen Mark Twain zitiert… Aber offenbar fühlten sich etliche Abonnenten durch den Inhalt des Beitrags oder auch nur durch den Titel persönlich beleidigt und in ihren Gefühlen verletzt.
Ich möchte das nicht lächerlich machen; nicht, dass man mich hier falsch versteht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie empfindlich man sein kann, wenn es um das eigene Schreiben geht. Doch wenn man sich mit dem Thema des erfolgreichen Schreibens beschäftigen möchte, muss man einige für manche unangenehme Wahrheiten aussprechen. Und eine davon ist sicherlich, dass die meisten Leute, die schreiben, es nicht unbedingt besonders gut tun. Und solche sind es dann aber zumeist, die aus unerfindlichen Gründen fest daran glauben, mit ihrem Schreiben erfolgreich sein zu können, und auf jede Art von Kritik äußerst empfindlich reagieren.
Lässt sich Erfolg beim Schreiben planen?
Nein. D. h. planen kann man natürlich alles Mögliche, aber es gibt keine Garantie für das Gelingen. Ich möchte diesem Beitrag bzw. der folgenden Reihe sofort den möglichen Anschein nehmen, dass hier mit vermeintlichen Erfolgsrezepten auf Leserfang gegangen werden soll. Das hier ist kein Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Blog.
Menschliche Intuition lässt sich nicht auf ein System von Regeln reduzieren; d. h. zugleich auch, dass man nicht einfach lernen kann, was man tun muss, um einen Text zu schreiben, ´der allen gefällt´, und zu einer erfolgreichen Veröffentlichung zu gelangen. Es bleiben immer Unwägbarkeiten. Ohnehin ist es der falsche Ansatz, das eigene Schreiben nach dem allgemeinen Geschmack auszurichten.
Natürlich, man kann darauf schielen, was gerade im Trend liegt, und versuchen, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Vor kurzem waren es vor allem seichte Vampirgeschichten mit verklemmter Erotikkomponente, dann dieser merkwürdige Shades-of-Grey-Hype, und mittlerweile wird das wahrscheinlich miteinander kombiniert und auf die Spitze getrieben mit irgendwelchen Vampir-Pornos. Das letzte war natürlich als Witz gemeint, ist aber vermutlich schon von der Realität eingeholt worden. Davon abgesehen sind selbstverständlich auch hippe Kochbücher mit Pfiff im Trend und Schwedenkrimis sowie Regionalkrimis aus den entlegensten Winkeln Deutschlands und Berlin-Romane sowieso und und und. Man kann etwas ähnliches schreiben, einen griffigen Titel finden, das Ganze mit einem effektvollen Cover versehen und dann schauen, ob sich das Ding verkauft.
Doch wenn das die Hauptmotivation ist, hat das meiner Meinung nach mit richtigem Schreiben so viel zu tun wie die Teilnahme bei „Deutschland sucht den Superstar“ mit der Planung einer ernstzunehmenden Musikerkarriere. Wer da mitmacht, hat aus meiner Sicht eine mögliche Wahrnehmung als seriöser Künstler verwirkt.
Es kann selbstverständlich der Fall sein, dass die eigene Thematik tatsächlich ein Stoff ist, der aktuell im Trend liegt und es daher kein reines Kalkül ist, ein entsprechendes Buch zu schreiben, sondern intrinsische Motivation, die sich mit etwas Glück mit dem Geschmack des Publikums deckt. Dann bewegen wir uns in etwa in Richtung des Formats „Voice of Germany“, um bei dem obigen Vergleich zu bleiben.
Jedenfalls, worauf ich hinaus will, dürfte klar geworden sein. Entweder man will schreiben, weil man schreiben muss (klingt paradox, ist aber so), oder aber man will schreiben, weil man dem Traum nachhängt, damit auf leichte Weise Geld zu verdienen. Zweites ist allerdings eine Illusion. Es gibt zwar die Geschichten von Leuten, die mit ihren (selbstverlegten) Büchern überraschend erfolgreich geworden sind, doch in Prozenten ausgedrückt, ist die Zahl derer äußerst gering. Wer glaubt, es gäbe eine sichere Methode, um ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden, der von seinem Schreiben (gut) leben kann, sollte sich sofort nach einem anderen Berufsziel umgucken. Wer aber zur ersten Kategorie gehört, sollte und wird in jedem Falle weitermachen, weil er oder sie nicht anders kann.
Und für solche ist die in den nächsten Wochen erscheinende, zunächst fünfteilig konzipierte (einschließlich dieser Einleitung: sechsteilig) Reihe gedacht, die sich mit den Faktoren erfolgreichen Schreibens auseinandersetzt. Man betrachte das Ganze als einen Katalog von Voraussetzungen, deren Abhaken im Gesamtergebnis zu einer erfolgreichen Veröffentlichung führen kann, aber nicht muss. Ich glaube, zunächst fünf Faktoren festmachen zu können, die erfüllt sein müssen, um als Autorin oder Autor ein erfolgreiches Buch zu positionieren.
Erstens: Talent und handwerkliches Können.
Zweitens: Ein Stoff, der auf das Interesse des Lesepublikums stößt.
Drittens: Dieser Stoff, gelungen literarisch umgesetzt.
Viertens: Eine ansprechende Buchgestaltung.
Fünftens: Ein effektives Marketing, entweder in Eigenregie oder seitens des entsprechenden Verlags.
Diese fünf Faktoren werden hier auf indieautor im Rahmen der Reihe eingehender betrachtet werden, möglicherweise nachträglich noch um manchen Punkt ergänzt. Es würde mich freuen, wenn für die eine oder den anderen vielleicht der eine oder andere Denkanstoß oder interessante Gedanke zu finden ist.
Also Punkt 1 trifft auf unbekannte Autoren zu. Wenn ich bedenke, welche Promis schon alles erfolgreich ein Buch veröffentlicht haben … Punkt 2 auf jeden Fall. Punkt 3 verweise ich wieder auf die Promis und sonstige Leute, die einfach jemanden in der Buchbranche kennen … Vitamin B dürfte von großem Vorteil sein ;-)
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Nun, die geplante Reihe bezieht sich natürlich in erster Linie auf Leute, die selber schreiben und nicht über die Maßen bekannt sind. Promis, die ihre Bücher entweder schreiben lassen oder alleine aufgrund ihres Promi-Status erfolgreich Bücher verkaufen oder beides zugleich – das wäre ein Thema für sich.
Aber letzten Endes sind m. E. immer alle fünf Faktoren ausschlaggebend – es verschieben sich lediglich die Akzente bzw. die Akteure. Zumindest handwerklich ordentlich gemacht sind die Bücher der Promis i. d. R. ja auch, schließlich waren da dann ein professionelles Lektorat und ggfls. ein professioneller Ghostwriter mit im Spiel. Das Gleiche gilt dann natürlich auch für die Buchgestaltung und das Marketing. Wieweit solche Bücher dann literarisches Talent erkennen lassen, sei dahingestellt. Dass der Faktor des Talents jedoch ohnehin eine sehr relative bzw. perspektivische Angelegenheit ist, wird auch der kommende erste Teil der Reihe behandeln…
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So wie du das sagst, klingt es durchaus verständlich. Naja, ich bin schon gespannt, was da noch kommt. Schönes Wochenende! Terence
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Vielen Dank! Ich meinerseits bin schon sehr gespannt auf den nächsten Teil Deiner „An jedem gottverdammten Montag“-Reihe…
Dir auch ein schönes Wochenende!
Anton
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Sieht gut aus! Nur Nirvana in Klammern nehme ich dir übel ;-)
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Tja, was soll ich sagen – so war es aber nunmal. Ich glaube, weil sich bei uns an der Schule irgendwie alle, egal was für Vollidioten es waren, auf Nirvana einigen konnten, haben die mich damals nicht näher interessiert… Nachher habe ich natürlich deren Bedeutung erkannt und anerkannt, insbesondere wenn man nun weiß, was für ein musikalisches Ausnahmetalent bei denen – sozusagen in der zweiten Reihe – an den Drums saß. Natürlich, Kurt Cobain war auch begabt.
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