Viel zu spät, aber gerade noch rechtzeitig vor Jahresende, möchte ich an dieser Stelle kurz informieren über den Bloggerpreis „Das Debüt 2016“, bei dem ich die Ehre und das Vergnügen hatte, ein Mitglied der Bloggerjury zu sein.
Viel zu spät ist es eigentlich, weil der Gewinnertitel bereits am 16.12.2016 auf dem Literaturblog des gleichnamigen Veranstalters „Das Debüt“ bekanntgegeben worden ist. Aber immerhin bin ich noch rechtzeitig dran, bevor der Titel des Preises verjährt.
Die Shortlist
Auf der Shortlist, die von den fünf Damen von „Das Debüt“ bestimmt worden ist, fanden sich folgende fünf Titel, aus denen wir BloggerjurorInnen unseren Favoriten wählen sollten:
- Katharina Winkler: Blauschmuck (Suhrkamp)
- Shida Bazyar: Nachts ist es leise in Teheran (Kiepenheuer & Witsch)
- Sonja Harter: Weißblende (Luftschacht Verlag)
- Uli Wittstock: Weißes Rauschen oder Die sieben Tage von Bardorf (Mitteldeutscher Verlag)
- Philipp Krömer: Ymir (Homunculus Verlag)
The winner is…
Um es kurz zu machen: The winner is… Shida Bazyar: Nachts ist es leise in Teheran.
Wie genau die Stimmenverteilung der Jurorinnen und Juroren ausgesehen hat, mitsamt ein paar kurzen Begründungsstatements, kann man am besten auf „Das Debüt“ selbst nachlesen, nämlich hier.
Die Preisverleihung wird im Frühjahr 2017 stattfinden, im schönen Café Livres in Essen, in dem auch die sonstigen, vom „Debüt“ veranstalteten Lesungen abgehalten werden, die ich immer gerne besuche, sofern es meine Zeitplanung zulässt.
Für wen habe ich gestimmt?
Aus verschiedenen Gründen habe ich nicht für Shida Bazyar gestimmt, ebenso wie ich aus beinahe den gleichen Gründen nicht für Katharina Winkler gestimmt habe. Aber auch für Philipp Krömer habe ich nicht gestimmt, obwohl ich sein Buch stilistisch und ästhetisch am ansprechendsten und interessantesten von den gelesenen Büchern fand. Hier waren es überwiegend andere Gründe. Und schließlich habe ich auch nicht für Sonja Harter gestimmt, was wiederum nochmals andere Gründe hatte.
Ich habe für Uli Wittstock gestimmt. Und das, obwohl sein Buch entweder kein Lektorat erfahren hat oder nur ein sehr mangelhaftes. Trotzdem habe ich mich, unter Einbeziehung verschiedener Aspekte im Abgleich der fünf Bücher, für Wittstocks „Weißes Rauschen“ entschieden. Eine genaue Auseinanderlegung meiner Gründe erspare ich allen, wie man sicherlich schon gemerkt hat.
Unter dem Strich lässt sich vielleicht sagen, dass ich mich für Uli Wittstock ausgesprochen habe, weil ich mir sehr sicher war, dass er nicht gewinnen, ja, wahrscheinlich noch nicht einmal eine weitere Stimme neben meiner bekommen würde. Was dann ja auch zutraf. Hätte er überhaupt keine Stimme erhalten, hätte ich das sehr schade gefunden, in Anbetracht der offensichtlichen Arbeit, die in seinem Buch steckt.
Soviel an dieser Stelle dazu. Rezensionen von mir zu den einzelnen Büchern werden nach und nach auf indieautor.com und auch auf bookwatch.de erscheinen.
Ich habe mich gefreut, Mitglied der Jury sein zu dürfen und bedanke mich nochmals bei den Veranstaltern. Die Unterstützung von Debütantinnen und Debütanten ist eine sehr löbliche Sache. Ob es nun unbedingt diejenigen sein müssen, die ohnehin schon bei großen, renommierten Publikumsverlagen unter Vertrag stehen, sei abschließend vielleicht noch als offene Frage zur Diskussion gestellt.
Schade, dass bei diesem Preis verlagsfreie Autoren und Self-Publisher abgelehnt werden.
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Ja, dieses Thema kam kurzzeitig intern zwischen den Jurorinnen und Juroren auch auf.
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Diese Einseitigkeit wäre für mich Grund genug, eine Jurorentätigkeit abzulehnen.
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Für mich nicht. Ich schätze „Das Debüt“ und war gerne Teil der Jury. Die Ausschreibungsbedingungen entsprechen dem Gesamtkonzept des Projekts. Darüber hinaus kann ich gut verstehen, dass man sich durch eine solche Beschränkung auch ein wenig vor einer Flut von qualitativ minderwertigen Einreichungen, die unweigerlich erfolgt wäre, schützen wollte. Eine solche Begrenzung macht durchaus Sinn, wenn man selbst auch nur über begrenzte Personal- und Zeitkapazitäten verfügt, um Einsendungen zu sichten. Von daher geht das für mich schon in Ordnung, dass verlagsfreie Autoren nicht zugelassen wurden. Dass ein Literaturpreis, den indieautor.com ausschreiben würde, unter anderen Bedingungen ablaufen würde, steht auf einem anderen Blatt. Darüber hinaus gibt es für Self-Publisher und verlagsfreie Autoren ja aktuell z. B. den „Blogbuster-Preis„.
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Ganz richtig, es hätten mehr Debütantinnen aus kleinen Verlagen (Shortlist) dabei sein können, und zu Uli Wittstock habe ich die gleiche Meinung. Es war bei dem Debüt deutlich sichtbar, was große Verlage leisten können, Lektorat, Präsentation, usw. Grüße!
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Ja, genauso sehe ich das auch. Das war auch einer der Gründe, warum ich meine Stimme nicht guten Gewissens an Katharina Winkler oder Shida Bazyar hätte geben können. Die Voraussetzungen waren mir etwas zu ungleichgewichtig. Inwieweit die Lektorate der großen Verlage in die Ursprungstexte eingegriffen haben, weiß man nicht. Und ins Programm der Verlage wurden die Texte aufgenommen, weil sich die behandelten Themen natürlich gut verkaufen lassen. Mit solchen Themen gewinnt man letztlich auch Literaturwettbewerbe… Damit möchte ich mich keinesfalls gegen diese Bücher und ihre Themen aussprechen, ganz im Gegenteil. Aber die ungleichen Vorzeichen, mit denen die fünf Bücher der Shortlist gegeneinander angetreten sind, machte es mir ziemlich schwer, sie miteinander zu vergleichen und mich zu entscheiden. Und wie gesagt: Unter Einbeziehung aller mir bekannten Fakten und Umstände habe ich mich dann für Uli Wittstock entschieden. Auch wenn bei diesem Buch an der einen oder anderen Stelle etwas mehr oder besseres Lektorat gut getan hätte… Herzliche Grüße zurück!
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