Historische Fantasy im Selfpublishing

Autorengespräch mit Gereon Wolter

Weil ich mich aus guten Gründen für das nordeuropäische Mittelalter interessiere, habe ich mich einmal umgeschaut, was es dahingehend derzeit im Belletristik-Bereich gibt. Neben den Veröffentlichungen aus den großen Publikumsverlagen lag mein Hauptaugenmerk auf den Titeln der Selfpublisher*innen. Dabei ist mir nach einiger Recherche die Buchreihe eines bis dato noch nicht sonderlich bekannten Autors namens Gereon Wolter aufgefallen, die ich mir näher angesehen habe. Mir haben die Bücher gut gefallen, weswegen ich den Autor hinsichtlich eines möglichen Interviews angefragt habe. Und was soll ich sagen? – Er hat eingewilligt. Daher freue ich mich, im Folgenden ein Gespräch mit Gereon Wolter über das Schreiben und Veröffentlichen von Historischer Fantasy als Selfpublisher präsentieren zu dürfen.

Anton Goldberg: Hallo Gereon! Schön, dass du dir die Zeit nimmst für unser Interview.

Gereon Wolter: Hallo Anton. Vielen Dank für die Einladung.

AG: Gereon, erzähl doch bitte mal kurz, wer du bist und was du machst.

GW: Gern. Mein Name ist Gereon Wolter und ich schreibe Historische Romane mit Fantasy-Einflüssen.

AG: Ist Gereon Wolter dein wirklicher Name?

GW: Nein, es handelt sich um ein geschlossenes Pseudonym. Mein richtiger Name passt aus meiner Sicht nicht besonders gut zu dem Genre, in dem ich schreibe. Außerdem habe ich auch nichts dagegen, anonym zu bleiben.

AG: Zuerst wollte ich ja gerne ein Interview mit dir für meinen YouTube-Kanal machen. Du hast das aber nicht gewollt. Aus dem gleichen Grund?

GW: Ja. Ich liebe die Öffentlichkeit nicht. Und wenn ich es vermeiden kann, öffentlich aufzutreten, dann vermeide ich es. Darum bin ich auch eigentlich nicht in den Social Media aktiv.

AG: Kein Instagram oder Tiktok, noch nicht einmal Facebook?

GW: Nein, bisher nicht. Ich habe bisher auch noch keine richtige Autoren-Website, abgesehen von einem Autoren-Profil auf Author Central und auf einer kleinen Buchmarketing-Plattform. Aber vielleicht werde ich das in der nächsten Zeit ändern.

AG: Author Central. Das ist – für alle, die es vielleicht noch nicht wissen – die von Amazons KDP (Kindle Direct Publishing) zur Verfügung gestellte Möglichkeit, sich eine Autorenseite einzurichten. Dort kann man dann unter anderem alle eigenen Veröffentlichungen auf Amazon auflisten, eine Autorenbiographie hinterlegen und noch ein paar Dinge mehr.

GW: Korrekt.

AG: Das heißt, dass du vornehmlich ein „KDP-Autor“ bist?

GW: Nein, ich würde mich selbst eigentlich nicht so definieren. Ich veröffentliche meine Bücher auch über Tolino. Und demnächst möchte ich auch Google und Apple direkt beliefern. Allerdings muss ich schon sagen, dass die momentanen Verkäufe über Tolino – im Vergleich zu denen bei Amazon – kaum ins Gewicht fallen.

AG: Kannst du das für uns beziffern?

GW: Bei Tolino verdiene ich in einem Monat etwa so viel wie bei KDP durchschnittlich an einem Tag.

AG: Das ist ein krasser Unterschied. Warum veröffentlichst du dann nicht exklusiv bei KDP? Dadurch hättest du ja noch zusätzliche vermeintliche Vorteile, wie die Nutzung von KDP Select, was ja laut Amazon zu mehr Sichtbarkeit und dadurch zu mehr Verkäufen führt und außerdem die Möglichkeit bietet, die Bücher am Kindle Unlimited Programm teilnehmen zu lassen, wodurch es noch zusätzliche Einnahmen durch Ausleihen gibt.

GW: Ich hatte anfänglich zwar auch KDP Select ausprobiert, bin mir aber hinsichtlich der – wie du richtig sagtest – vermeintlichen Vorteile nicht ganz sicher. Außerdem möchte ich ein möglichst breites Publikum erreichen und niemanden von Anfang an ausschließen. Nicht jede und jeder kauft eBooks oder Bücher am liebsten bei Amazon.

AG: Das stimmt. In deiner Autorenbiografie auf Author Central erwähnst du den obligatorischen J. R. R. Tolkien als einen deiner größten Einflüsse. Das ist sicher kein Alleinstellungsmerkmal im Historischen-Fantasy-Genre, oder?

GW (lacht): Ja, da hast du recht. Aber was soll ich machen? Es ist nun mal so. Es gibt aber auch noch andere Fantasy-Autoren, die ich wirklich gut finde. Ein etwas weniger bekannter wäre zum Beispiel Poul Anderson.

AG: War das nicht ein Science-Fiction-Autor?

GW: Beides. Sein Buch „Das zerbrochene Schwert“ ist noch immer eines der besten Fantasy-Bücher, die ich kenne.

AG: Wie würdest du denn deine eigenen Bücher beschreiben?

GW: Es sind historische Romane, verortet im mittelalterlichen Nordeuropa, vor allem Großbritannien und Skandinavien, denen auch fast immer ein bisschen Fantasy beigemengt ist – schon alleine deswegen, weil es die Authentizität verlangt. Die Menschen im Mittelalter glaubten überwiegend an das Übernatürliche. Und so wurden manche Phänomene eben auch mit dem Übernatürlichen erklärt. Und das spiegelt sich auch in meinen Büchern wider. Es tauchen immer wieder einmal Geister, Trolle, Hexen und andere Halbwesen auf. Aber das Hauptaugenmerk liegt immer auf den menschlichen Heldinnen und Helden.

AG: Diese Mischung aus historischen Fakten und ein bisschen Fantasy kommt offenbar bei den Leserinnen und Lesern gut an. Du scheinst mit deiner jüngst veröffentlichten Reihe „Wikinger Chroniken“ recht erfolgreich zu sein. Jedenfalls bin ich dadurch auf dich aufmerksam geworden.

GW: Ja, die Bücher haben plötzlich angefangen, sich überraschend gut zu verkaufen. Es sind keine Bestseller, und sie können sich – was den Verkauf angeht – sicher nicht mit den wirklich erfolgreichen Titeln in diesem Genre messen, aber ich bin dennoch positiv überrascht und ganz zufrieden mit den derzeitigen Verkäufen.

AG: Du hast ja davor auch bereits zwei Buch-Trilogien im selben Genre veröffentlicht, deren Geschichten ebenfalls im mittelalterlichen England angesiedelt sind.

GW: Ja. Tatsächlich finde ich persönlich die beiden anderen Buchreihen, nämlich „Die Chroniken von Aeskendun“ und „Hereward – Der letzte Engländer“ auf keinen Fall schlechter als die „Wikinger Chroniken“. Bei beiden Reihen ist die Figurenzeichnung meiner Meinung nach sogar viel interessanter als bei den Bänden der „Wikinger Chroniken“. In der „Hereward“-Trilogie findet man einen Helden mit charakterlichen Schwächen, der im Verlauf der Geschichte auch einen verhängnisvollen Fehler begeht. Außerdem gibt es rivalisierende Frauen und einen sehr eigenständigen und etwas schwer durchschaubaren Sidekick namens Martin Lightfoot. Das Ganze erinnert zudem ein wenig an „Braveheart“, wie ich finde. Demgegenüber findet man in den „Wikinger Chroniken“ eher etwas „glattere“ und gewissermaßen stereotype Heldencharaktere… Und „Die Chroniken von Aeskendun“ halte ich selbst eigentlich nach wie vor für meine stärkste Reihe, obwohl sich dafür bisher kaum jemand zu interessieren scheint. Aber hier werden die Figuren ebenfalls eingehender psychologisch beleuchtet, ich habe sehr viel Wert auf historisch korrekte Darstellung gelegt und bin ganz zufrieden mit der stilistischen und erzählerischen Umsetzung.

AG: Wie erklärst du dir dann, dass der Erfolg jetzt mit der neuen Reihe eingesetzt hat und vorher nicht?

GW: Damit sprichst du einen interessanten Punkt an. Ich nehme an, es liegt tatsächlich in erster Linie an dem Stichwort „Wikinger“ im Serien-Titel, in Kombination mit den recht plakativen Buchcovern. So sind wahrscheinlich einige Leserinnen und Leser darauf gestoßen, denn die Faszination für diesen Aspekt des nordeuropäischen Mittelalters scheint nicht abzunehmen. Bei den „Chroniken von Aeskendun“ ist vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich, worum es sich handelt. Die Cover fallen nicht direkt ins Auge, obwohl sie mir selbst sehr gut gefallen, und es gibt kein „catchy“ Stichwort im Titel oder Reihentitel. Die Stichwörter in den Metadaten haben offensichtlich nicht gereicht…

AG: Spielt aus deiner Sicht auch der günstige Preis deiner eBooks eine Rolle?

GW: Verhältnismäßig günstige Preise haben alle meine eBooks. Ich denke, dass ich als relativer Newcomer, der noch keine große Fanbase hat, bei der Preisgestaltung bescheiden sein muss, um Bücher zu verkaufen. Bei den „Wikinger Chroniken“ könnte aber auch die Tatsache von Vorteil gewesen sein, dass ich gewartet habe, um die gesamte Reihe gleichzeitig veröffentlichen zu können. Es hilft vermutlich, wenn die Leute sehen, dass es bereits eine gewisse Anzahl von Büchern der Reihe gibt und man nicht lange warten muss, bis der nächste Band erscheint – wenn er überhaupt erscheint…  

AG: Da hast du aber starke Nerven bewiesen. Ich kann mir vorstellen, dass es dir in den Fingern gekitzelt hat, die ersten Bände zu veröffentlichen, sobald sie fertig waren?

GW: Hierbei hat mir der Umstand in die Karten gespielt, dass mein Lektor noch mit Aufträgen belegt war, bevor er sich meinen Büchern widmen konnte. Und während die fertigen Bände auf ihre Überarbeitung warteten, habe ich bereits mit den nächsten Bänden angefangen. Und weil ich die ganze Zeit über in Arbeit war, war es nicht so schwer, mit der Veröffentlichung zu warten.

AG: Mir ist aufgefallen, dass die Bücher gar nicht unbedingt alle besonders gute Durchschnittsbewertungen haben.

GW: Stimmt. Bei den „Wikinger Chroniken“ liegen momentan, glaube ich, nur zwei Bücher bei einem Durchschnittswert von 4,0 oder darüber, während die anderen einen Wert von 3,5 bis 3,9 haben.

AG: Wie erklärst du dir das?

GW: Durch einige negative Rezensionen. (lacht)

AG: Ja, negative Rezensionen bekommt man ja fast immer. Es gibt diese Menschen, denen es eine persönliche Genugtuung zu verschaffen scheint, einem Buch nur einen Stern zu geben – selbst wenn handwerklich daran gar nichts auszusetzen ist. Ausschlaggebend für die Entwicklung eines Buches ist aber wahrscheinlich, wann es diese negativen Rezensionen gibt. Wenn die ersten Rezensionen sofort 1-Sterne-Bewertungen sind, kann das den Erfolg eines Buches schon verhindern.

GW: Tja, du hast recht. Tatsächlich sind diese negativen Bewertungen sowohl bei „Hereward“ als auch bei den „Wikinger Chroniken“ unmittelbar nach der Veröffentlichung zu beobachten gewesen. Hatte ich Bücher neu veröffentlicht, dauerte es kaum einen Tag, und es gab in der Regel kurz hintereinander ein oder zwei 1-Sterne-Bewertungen. Das wird vermutlich auch der Grund dafür gewesen sein, dass die „Hereward“-Trilogie eigentlich unmittelbar nach der Veröffentlichung direkt in der Versenkung verschwand und im Grunde völlig gefloppt ist.

AG: Das heißt, du vermutest dahinter System?

GW: Es scheint fast so, aber ich weiß es nicht. Wie gesagt, war dieses Phänomen bei fast allen meinen Büchern zu beobachten. Und dabei handelt es sich mittlerweile immerhin um 14 Titel. Lediglich bei den „Chroniken von Aeskendun“ war es nicht so. Die sind wohl aus den zuvor genannten Gründen gefloppt. Und bei den acht Bänden der „Wikinger Chroniken“, die ich bewusst alle zum selben Zeitpunkt veröffentlicht habe, gab es diese Negativbewertungen zu fast jedem einzelnen Titel ein oder zwei Tage nach Veröffentlichung. Jedes der Bücher hat etwa 350 Seiten oder mehr. So schnell kann niemand lesen…

AG: Es könnte also deiner Meinung nach sein, dass ganz absichtlich Negativrezensionen geschrieben bzw. schlechte Bewertungen gegeben werden, um bestimmten Veröffentlichungen zu schaden bzw. deren möglichen Erfolg im Keim zu ersticken?

GW: Ich möchte nichts dergleichen behaupten. Das klingt sonst zu sehr nach Verschwörungstheorie oder gekränktem Autorenstolz. Aber ganz ausschließen lässt es sich anhand der Beobachtungen auch nicht. Es könnte aber zum Beispiel bei der „Hereward“-Trilogie auch daran gelegen haben, dass ich sie zuerst bei KDP Select angemeldet hatte und die Bücher dadurch dann vielleicht vor allem von Leserinnen und Lesern im Rahmen von Kindle Unlimited kostenlos heruntergeladen wurden, die möglicherweise etwas anderes erwartet hatten und nicht unbedingt zu meinem anvisierten Zielpublikum gehören. Möglicherweise bereitet es manchen Leuten auch einfach Freude, Verrisse zu Büchern zu schreiben, für die sie nichts zahlen müssen… Das ist übrigens ein Grund, warum ich jetzt auf KDP Select verzichte. Ich bin mir eben nicht sicher, ob die positiven oder die negativen Aspekte überwiegen.

AG: Die „Wikinger Chroniken“ haben sich aber trotz dieser anfänglichen Negativbewertungen behaupten können.

GW: Ich schätze, da habe ich einfach das Glück gehabt, dass der erste Band direkt von Anfang an von einigermaßen vielen Leuten gekauft wurde, von denen dann auch einige „echte“ Bewertungen abgegeben haben, die positiv ausfielen und die Negativbewertungen etwas abfangen konnten. Mittlerweile – je mehr echte Bewertungen es gibt – steigt der Bewertungsdurchschnitt langsam immer weiter an. Aber ganz zu Beginn hatte der erste Band der „Wikinger Chroniken“ eine durchschnittliche Bewertung von 2,9. Dann wurde die Bewertung besser, und Leute, die den ersten Band gekauft haben, kauften vermutlich auch die anderen Bände. Und so haben sich die Bücher gegenseitig „stabilisiert“ und im Ranking hochgeholfen.

AG: Gerade in Hinblick auf diesen ersten Band der Reihe gibt es in den negativen Rezensionen aber auch ganz konkrete Vorwürfe.

GW: Ja, du spielst vermutlich auf die Rezensionen des ersten Bandes der „Wikinger Chroniken“ an, die behaupten, es handle sich um eine Google-Übersetzung?

AG: Ja.

GW: Naja, bei den „Wikinger Chroniken“ habe ich ja auf englischsprachige Geschichten von Charles Whistler als Ausgangsmaterial zurückgegriffen, was ich auch absolut transparent mache. Sowohl auf dem Cover als auch in den Metadaten als auch in der Buchbeschreibung als auch im Buchinneren verweise ich darauf, dass meine Bücher auf Geschichten von Charles Whistler aufbauen. Und da ist es natürlich naheliegend zu behaupten, es handele sich um eine Google-Übersetzung, wenn man absichtlich eine vernichtende Rezension schreiben möchte. Ich behaupte mal, dass niemand auf diese Idee gekommen wäre, wenn niemand gewusst hätte, dass es englischsprachige Versionen der Geschichten gibt. Denn anhand der Texte selbst kann man sicher nicht auf eine solche Idee kommen.

AG: Stimmt. Da gibt es eigentlich keine Anhaltspunkte für eine solche Vermutung. Keine falschen Formulierungen, keine schrägen Ausdrücke, wie man sie bei einer Google-Übersetzung ja eigentlich noch immer regelmäßig hat.

GW: Genau. Und außerdem handelt es sich ja auch gar nicht um bloße Übersetzungen. Wenn jemand die englischsprachigen Versionen der Geschichten kennt, wird er feststellen, dass es sich um abweichende Fassungen handelt. Ich habe die Geschichten von Charles Whistler als Material benutzt, um daraus eigene Erzählungen zu machen. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich der Leistung und Vorarbeit von Charles Whistler nicht viel zu verdanken habe.

AG: Bei der „Hereward“-Trilogie wird dir aber zum Beispiel ein anderer Vorwurf gemacht. Da wird dein Schreibstil kritisiert. Ein Rezensent namens „Willi“ sagt sogar, das Buch gehöre in den Müll…

GW (lacht): Ja, der Willi muss schwer von mir enttäuscht worden sein. Das tut mir auch sehr leid. Ich kann mich nur entschuldigen. Ich habe den ersten Band der Trilogie mit einer Art geschichtlichen Überblick begonnen, den ich versucht habe, in leicht poetisch anmutender Prosa zu verfassen. Vielleicht ist es mir nicht gut genug gelungen. Jedenfalls scheint das für Willi und seinesgleichen zu viel gewesen zu sein… Und zwischendurch habe ich vereinzelt ein paar Zitate aus einer historischen Chronik in den Büchern eingestreut. Ich bin damit recht sparsam umgegangen und sehe das immer noch als Bereicherung. Aber das ist offensichtlich auch nicht nach jedermanns Geschmack. Man kann es nicht jedem recht machen. In einer anderen Rezension zum achten Band mit dem Titel „Redwald“ kritisiert zum Beispiel jemand gewissermaßen, dass es am Schluss ein Happy End gibt, die Helden der Geschichte selbst ihren Feinden vergeben und sich die verfeindeten Seiten versöhnen. Der entsprechende Leser hält das für „Friede, Freude, Eierkuchen“ und unglaubwürdig. Dem ist eigentlich nur entgegenzusetzen, dass es eine historisch belegte Tatsache ist, dass der englische König Edmund und der dänische König Knut am Ende eines langen Krieges und nach vielen schweren, gegeneinander geschlagenen Schlachten Frieden miteinander geschlossen, England untereinander aufgeteilt und sich gegenseitig sogar als „Bruderkönige“ betrachtet haben. Das von mir Dargestellte entspricht schlichtweg den historischen Fakten.

AG: Es hat ja auch nicht jeder Geschichte studiert, so wie du. Insofern kann dann auch nicht jeder die Glaubwürdigkeit des Dargestellten richtig einschätzen.

GW: Das stimmt. Ich wundere mich nur manchmal, wie weit sich manche Leute mit ihren Meinungen aus dem Fenster lehnen, wenn sie sich nicht richtig auskennen. Aber wahrscheinlich wurde in dem angeführten Fall einfach nur eine Erwartung enttäuscht und der Ärger darüber musste dann irgendwie kanalisiert werden.

AG: Vermutlich möchten manche Leute lieber reine Unterhaltungsliteratur anstatt möglichst authentische Geschichtswerke lesen, wenn sie sich einen historischen Roman kaufen.

GW: Ich würde sagen, das kommt auf die Leserschaft an. Es gibt sicher auch diejenigen, die es zu schätzen wissen, wenn historische Romane auf fundierter Recherche, Sachkenntnis und auch Quellenarbeit aufbauen und dadurch einen authentischen Blick auf die jeweilige Epoche erlauben. Davon abgesehen, handelt es sich bei meinen Büchern ja trotzdem nicht um Geschichtswerke, sondern eindeutig um erzählende Literatur, und es gibt jede Menge Dialoge.

AG: Noch etwas ist mir in deinen Büchern aufgefallen: Das christliche Element ist ziemlich stark vertreten. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, du hättest eher Theologie studiert als Philosophie. Bist du ein gläubiger Mensch?

GW: Nein, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht in einem christlichen Sinne. Aber wenn der christliche Glauben und die Religion in den Büchern eine gewichtige Rolle einnehmen, dann deshalb, weil es in der damaligen Zeit tatsächlich so war. Das Denken und Handeln der Menschen im Mittelalter wurde grundlegend durch ihren Glauben und ihre Religion bestimmt. Und in meinen Geschichten geht es mir eben um eine möglichst authentische Wiedergabe der Gedanken- und Gefühlswelt der damaligen Menschen.

AG: Warum hast du eigentlich dein Studium der Geschichte und der Philosophie nicht abgeschlossen, wie man es in deiner Autoren-Biografie erfährt?

GW: Aus persönlichen Gründen, könnte man sagen. Das lag vor allem auch an dem eingangs erwähnten Umstand, dass ich mich nicht gerne in der Öffentlichkeit bewege. Ich bin ziemlich introvertiert. Und in der Uni hatte ich damals schlichtweg Angst vor allen mündlichen Prüfungen. Eine Zeitlang hatte ich vermutlich sogar eine richtige Sozialphobie. Ich habe mich sehr unwohl unter anderen Menschen gefühlt. Ich hatte das Gefühl, permanent beobachtet zu werden. Wenn ich zum Beispiel mal zu spät dran war bei einem Seminar, bin ich gar nicht mehr hingegangen, damit mich nicht alle ansehen, wenn ich zu spät zur Tür hereinkomme.

AG: Ich kenne so etwas auch. Während meines Studiums damals bin ich sogar ein paar Semester lang überhaupt nicht zu irgendwelchen Veranstaltungen hingegangen. Die Semesterliteratur habe ich mir aber trotzdem besorgt und dann alleine irgendwo auf dem Campus, im Wald oder im Auto gelesen… Irgendwie habe ich aber nachher die Kurve gekriegt. Ist es denn bei dir besser geworden?

GW: Es ist besser geworden, aber immer noch spürbar. Ich werde wohl nie mehr ein großer Redner werden oder die Bühnen dieser Welt erobern…

AG: Reichen die Einnahmen, die du momentan mit deinen Büchern generierst, um davon zu leben?

GW: Nein. Ich hoffe aber, dass ich zukünftig vom Schreiben leben kann.

AG: Wie so viele.

GW: Ja, wie so viele.

AG: Was sind deine sonstigen Wünsche und Pläne für die Zukunft?

GW: Im Hinblick auf mein Schreiben?

AG: Ja.

GW: Wünschen würde ich mir, dass sich die „Wikinger Chroniken“ weiterhin gut verkaufen und dass die Menschen auch meine anderen beiden Reihen „Hereward“ und „Die Chroniken von Aeskendun“ für sich entdecken. Wie gesagt, ich halte sie keineswegs für schlechter. Und ich plane, die „Wikinger Chroniken“ noch um zusätzliche Bände zu erweitern. Dahingehend habe ich bereits etwas in Vorbereitung. Außerdem spiele ich mit dem Gedanken, den momentan noch sehr günstigen Preis für die eBooks vielleicht um einen Euro zu erhöhen. Jetzt, da ich mich möglicherweise ein bisschen zu den etablierteren KDP-Autor*innen zählen darf… (lacht ironisch)

AG: Gereon, ich bedanke mich für dieses interessante Gespräch und wünsche dir für dein weiteres Schreiben und Leben viel Erfolg und Glück!

GW: Vielen Dank! Es hat mir großen Spaß gemacht. Dir auch alles Gute!

AG: Danke!

Gereon Wolter

Gereon Wolter (*1975) hat erfolgreich ein Studium der Geschichte und Philosophie abgebrochen. Er schreibt bevorzugt historische Romane mit starkem Bezug zur nordischen Geschichte und Mythologie. Aufgrund seiner Bewunderung für J. R. R. Tolkien finden sich in seinen eigenen Werken oft auch einige fantastische Elemente, die den gut recherchierten historischen Fakten beigemengt sind. So versucht er, im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten, ein wenig in die Fußstapfen des legendären britischen Autors zu treten. Das sollte auch nicht weiter verwundern – sieht Gereon doch beinahe selbst so aus, als könnte er einer Geschichte Tolkiens entsprungen sein…

Autorenprofil von Gereon Wolter auf Author Central: https://www.amazon.de/stores/Gereon-Wolter/author/B0C59PZG42?ref=ap_rdr&isDramIntegrated=true&shoppingPortalEnabled=true

Links zu den einzelnen Buchreihen

Die Chroniken von Aeskendun: https://www.amazon.de/dp/B08ZHK6V1G?binding=kindle_edition&ref_=ast_author_bsi

Die Hereward-Trilogie: https://www.amazon.de/dp/B0C5C1LC5L?binding=kindle_edition&ref_=ast_author_bsi

Wikinger Chroniken: https://www.amazon.de/dp/B0CGG5KW7L?binding=kindle_edition&ref_=ast_author_bsi

Copyright Beitragsbild: tama66 (Pixabay)

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