Natürlich, es ist wahr, dass durch das elektronische Publizieren auch randständige Themen und Nischenprodukte nun problemlos zur Veröffentlichung gelangen können. Doch ob sich von diesen E-Books dann auch nur ein einziges verkaufen wird, steht auf einem anderen Blatt.
Allein im Kindle-Shop gibt es momentan etwa eine halbe Million deutschsprachiger E-Books, gut ein Viertel davon sind belletristische Werke. Und jede Woche werden etliche tausend neue E-Books hochgeladen.
Um es daher gleich vorab zu sagen: Nur etwa jeder Tausendste kann von dem Verkauf seiner E-Books leben.
Wer mit seinem Werk ganz oben in den Ranglisten des größten Anbieters, Amazon, steht, kann durchaus täglich tausend Exemplare verkaufen und sehr gut von seiner Schreibarbeit leben. Doch sind die obersten Plätze naturgemäß sehr begrenzt, und die Verkaufszahlen und damit auch die Erlöse dünnen sich nach unten hin relativ schnell aus.
Aber: Wenn man es in die Top 1.000 schafft, kann es finanziell interessant werden. Es ist dann möglich, dass man pro Tag 25,- € und mehr verdient. Das reicht selbstverständlich noch nicht zum Leben, aber ein gern gesehener Zuverdienst dürfte es schon sein. Und auf den ersten 5.000 Plätzen lassen sich immerhin noch etwa 5,- € bis 25,- € pro Tag verdienen, was meiner Meinung nach auch nicht zu verachten ist. Und wenn man es nun als Autor schafft, mehrere Werke in solchen “Midlist”-Positionen zu platzieren, kann man vielleicht doch ganz gut von seinen E-Books leben.
Vorausgesetzt, der E-Book-Markt boomt weiter und die Zahl der potentiellen Leser und Käufer wächst proportional noch schneller als die Zahl der neuen Autoren, könnte das Ganze in naher Zukunft womöglich noch etwas aussichtsreicher sein. Aber ich möchte hier dahingehend keine konkreteren Prognosen wagen…
Was ich allerdings sagen kann, ist: Die Rede vom “passiven Einkommen” stimmt in Hinblick auf E-Books nur bedingt. Ja, ein gut laufendes E-Book kann über Monate hinweg gutes Geld generieren, ohne dass man noch viel dafür tun müsste. Doch dieser Zustand hält gewiss nicht ewig vor. E-Books (wie Printprodukte selbstverständlich auch) “brauchen sich auf”. Irgendwann wird jeder potentielle Leser Ihr Buch gekauft haben – und die Einnahmen versiegen.
Sicher, der Verkauf lässt sich optimieren, indem man erneut und mehrfach gezielt Werbung für das Werk betreibt (Preisaktionen, Anzeigenschaltung, Social Media etc.), evtl. noch einmal Verbesserungen vornimmt (neues Cover, sprachliche Überarbeitung etc.); doch irgendwann wird auch der Effekt dieser Maßnahmen erschöpft sein oder zumindest die Kosten-Nutzen-Grenze klar zur Seite der Kosten hin überschreiten. Es wird dann der Punkt erreicht sein, an dem man sich fragen muss, ob man sich wirklich immer wieder mit dem Alten und seiner vermeintlichen Optimierung beschäftigen möchte, anstatt sich neuen Projekten zu widmen.
Insofern handelt es sich bei dem länger anhaltenden Einkommen aus einem Buchverkauf lediglich um später eintreffende Einnahmen für eine bereits geleistete Arbeit, während man als Autor, um zukünftige Einnahmen zu generieren, hoffentlich bereits wieder an einem nächsten Buchprojekt schreibt. Und dieses aktuelle Projekt wird erst Geld einbringen können, wenn es fertiggestellt und publiziert worden ist – was durchaus einige Monate dauern kann. Und wenn die Verkaufserlöse vom Vorgänger-Werk bis dahin ausreichen, um die laufenden Kosten zu decken – herzlichen Glückwunsch!
Aber natürlich: Es gibt sie, die Autorinnen und Autoren, die durch Selfpublishing reich geworden sind. Und nichts und niemand hält Sie davon ab, es auch zu versuchen.
Ein Gedanke zu „Mit E-Books Geld verdienen“